Richard Wester und Wolfgang Stute schickten im Lutterbeker mit "Floatwork" die Seele auf die Reise
Lutterbek. Zwischen Floating, Feeling und Fantasie: Richard Wester und Wolfgang Stute haben im Lutterbeker ein neues Musikprogramm vorgestellt, das komplett ohne Gesang auskommt und doch so viel mitzuteilen hat. Nur die Instrumente wirken zu lassen, das kriecht unter die Haut und kitzelt die Seele.
Diese einfach mal so baumeln lassen und den Geist dabei auf Reisen schicken, mit Träumen und Sehnsüchten im Gepäck, das genau ist das Spielfeld des Komponisten Wester, der mit seiner Querflöte, dem Alt- oder Sopransaxofon so variabel zwischen Melodie und Rhythmus pendelt und dabei eigentlich nie die Leichtigkeit verliert. Er bringt es auf den Punkt, wenn er bei einer der Zwischenmoderationen sagt, dass Schleswig-Holstein mit dem Zusammenspiel von Natur und Klima zu einem Drittel des Jahres einer der schönsten Flecken auf diesem Planeten sei, bei Sturm, Nebel, Regen und grauem Himmel zu zwei Dritteln allerdings eher Patriotismus die Liebe zum Land ersetze.
Und genau in diesem Spannungsbogen von Stimmungsbarometer entstehen Westers Songs: Die fröhlichen, die sogar zum Tanzen animieren, und die auch schon mal ein wenig schwermütigen. Zwischen beiden Richtungen reiht sich der Romantiker ein. Der Angeliter ist direkt an der Ostsee in Steinbergholz zu Hause. Partner Stute hat es sich in Niedersachsens Hauptstadt eingerichtet. Doch lauscht man seinem Gitarrenspiel, dann würde man Hannover eher ins iberische Andalusien verlegen. Auch mit dem Cajon oder einer Schlitztrommel, die wie eine Marimba klingt, begleitet Stute die klanglichen Ausflüge seines Nebenmannes. Wechselweise greift er zu einer seiner vier unterschiedlich gestimmten Akustikgitarren. Abwechselnd gibt es Stücke aus der Feder von beiden zu hören. Stute, seit einiger Zeit Leib- und Magengitarrist bei Heinz Rudolf Kunze und über den Purple Schulz sagt, er sei Meister der Polyrhythmik, sucht immer wieder den Blickkontakt zu Wester, der auch eine kleine. Flöte einsetzt, die er 1987 während der vierwöchigen BAP Tournee ·durch China bei einem Straßenhändler gekauft und seitdem lieb gewonnen hat. Klingen tut sie aber eher irisch als fernöstlich. Als Zugabe liefert Wester noch einmal den Querflöten Vintagetitel "Berlin 36" als Selbstreflektion beziehungsweise Hommage an die eigenen stürmischen jüngeren Jahre in Kreuzberg, gespickt mit Überblastechnik und Flatterzunge. Und als für eine zweite Zugabe das gemeinsam erprobte Repertoire nichts mehr hergibt, kommt der gleich zu Beginn des Abends gespielte, von Stute stammende Federtanz noch ein zweites Mal zum Einsatz.
(Presseartikel von Dieter Hanisch)